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Kapitän Peter Gording: Seemannsgarn vom letzten Meuterer der Seute Deern.
Die Bremerhavener kennen diese Geschichten rund um den letzten Meuterer der Seute Deern. Sie gehören zur Bremerhaven wie die See.
Aber auch die vielen anderen Besonderheiten dieser Seestadt haben etwas von Freiheit und Ferne. Zeitgleich auch den Hauch einer kleinen gemütlichen und offenen Stadt.
Ob Peter Gordings Geschichten nun einen wahren Kern hatten, oder komplett als „Seemannsgarn“ in dessen Kopf zusammen gesponnen wurden, war letztlich unerheblich. Die Kinder liebten es, wenn der „Käpt’n“ ihnen im Restaurant der Seuten Deern spannende aber auch schaurige Geschichten von seinen wilden Fahrten erzählte.
Denn das konnte der dutzendfache Autor von Kinderbüchern und Seefahrtsabenteuern wie kaum ein Anderer. Seine Bücher trugen verheißungsvolle Namen wie: „Schiff ohne Hoffnung“, „Wir segeln dem Teufel die Hörner ab“ oder „Die grausige See“. Wenn man ihm als kleiner „Pöks“ staunend dabei zuhörte, wie er lebhaft von seinen Abenteuern auf den sieben Weltmeeren erzählte, vergaß man alles um sich herum.
Das Ganze mündete dann zumeist in einer waschechten Meuterei, weil die Eltern einen plötzlich vom karibischen Strand wegrissen und zum Kinderteller (Fischstäbchen mit Pommes) zerrten, der auf dem Tisch stand und kalt wurde.
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Kapitän Peter Gording
Der letzte Meuterer der Seute Deern!
Seemannsgarn oder tatsächlich passiert?
"Peter Gording war wirklich etwas Besonderes. Er hatte ein Erzähltalent, wie es kaum ein anderer Mensch besaß, den ich jemals kennengelernt habe", erzählt Dr. Detlef Ellmers mit anerkennender Miene. Der ehemalige Leiter des Deutschen Schiffahrtsmuseums muss es wissen, schließlich hatte er Gording als einer der drei Gründungsdirektoren des DSM, 1972 zusammen mit der Übernahme der „Seuten Deern“ in den Museumsbestand „mitgeerbt“. Gording hieß mit wirklichem Namen Helmut Schultz und lebte im Hansa-Hochhaus in der Wurster Straße 101. Seine kolportierte Vita, an deren „Ausschraffierung“ er in großen Zügen lebhaft mitgewirkt hat, lässt durchaus den einen oder anderen berechtigten Zweifel zu.
So gab Gording (geboren 27. Oktober 1909) stets an, der Rädelsführer und zugleich einziger Überlebender der (unbestätigten) Meuterei auf der Seuten Deern gewesen zu sein. Diese fand der Legende nach auf deren Jungfernfahrt (1920) statt. Zu diesem Zeitpunkt wäre Gording mit gerade mal zehn Lenzen bestenfalls im schiffsjungenfähigen Alter gewesen. Es könnte in dieser Erzählung also auch ein Hauch von Fantasie mitgeschwungen haben. Ebenso wie bei der nächsten Angabe: Der „Seebär“ behauptete nämlich von sich, bereits 1927 Kapitän der „Deern“ gewesen zu sein. Mit gerade einmal 18 Jahren in der Tat eine recht steile Karriere, oder doch mehr eine kühne Geschichte?
Seute Deern (Schiff, 1939)
Die Seute Deern auf dem Weg zum Gewinn ihrer Klasse der Tall Ships’ Races im August 2003, noch mit lohfarbenen Segeln. Die Seute Deern (plattdeutsch für Süßes Mädchen) ursprünglich Havet, später Noona Dan ist eine Gaffel-Ketsch (Zweimaster), die ursprünglich als Frachtsegelschiff gebaut wurde.
1961/1962 segelte sie als dänisches Forschungsschiff Noona Dan einmal um die Welt und wurde Namensgeber für die mit ihr durchgeführte Noona-Dan-Expedition im Pazifik. In den folgenden Jahren wurde sie als letztes Vollzeit-Segelschulschiff der deutschen Handelsmarine eingesetzt.
Seit 1973 wird die Seute Deern vom Verein Clipper, dem ersten deutschen Sail-Training-Verein seiner Art, genutzt, um Interessierten auf meist einwöchigen Segeltörns traditionelle Seemannschaft zu vermitteln. Die Seute Deern befährt dazu heute vor allem die deutsche und dänische Ostsee, mit gelegentlichen Abstechern in die östliche Ostsee. Im Winter liegt sie im Überwinterungshafen von Hamburg-Harburg. Ihre über viele Jahre traditionell lohfarbenen Segel wurden mittlerweile nach und nach durch weiße Segel ersetzt.
Schiffsgeschichte Seute Deern:
- 1939 bis 1963: Unter dänischer Flagge, Kapitän Peter Gording?
- 1963 bis 1970: Schulschiff der deutschen Handelsmarine und Auflegung
- 1972 bis 1973: Traditionelles Ausbildungsschiff für Freizeitsegler
- 1974 bis 1999: Meuterer Kapitän Peter Gording kämpft unerbittlich um Freiheit Ruhm und Ehre
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